4. Bestandsaufnahme

Bei der Bestandsaufnahme erfassen Sie die Auswirkungen der Gemeindearbeit auf die Umwelt sowie ihre bisherigen Umweltaktivitäten. Die Checklisten des Grünen Hahns helfen dabei. Vor Beginn informieren Sie die Mitarbeitenden über die Vorgehensweise und das Ziel der Bestandsaufnahme. Über verschiedene Fragebögen sind alle in das Verfahren einbezogen und können ihre Meinung zum Ausdruck bringen.

Die Bestandsaufnahme kann nicht von einer Person allein durchgeführt werden. Deswegen ist es wichtig, gleich zu Beginn Mitwirkende für die Erfassung zu gewinnen. Die Daten der Kirchengemeinde sind oft bei ganz unterschiedlichen Stellen zu erfragen. Zu den Informationsquellen zählen z. B. Hausmeisterin, Küster, Baukirchmeisterin, Kreiskirchenamt, Ämter der Kommune etc.

Mitarbeitendenumfrage

Zur Bestandsaufnahme gehört auch eine Befragung der Mitarbeitenden. Dabei sind alle Haupt- und Nebenamtlichen (also gegen Entgelt Beschäftigte) zu berücksichtigen. Ehrenamtliche können zusätzlich befragt werden. Schwerpunkte sind die Anfahrt zur Arbeitsstelle und die Umweltbedingungen vor Ort. Mit der Umfrage stellen Sie auch sicher, dass alle Mitarbeitenden über die beginnenden Aktivitäten des Grünen Hahns informiert sind und die Möglichkeit erhalten, sich einzubringen.

Lieferfirmen und Dienstleister

Sinnvoll ist es darüber hinaus, in der Kommunikation mit Lieferfirmen und Dienstleistern die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Wertschöpfungskette zu hinterfragen. Beispiele: verwendete Baumaterialien, die Herkunft des Altarschmucks oder recyclingfreundliche Verpackungen.

Checklisten

Die Listen im Handbuch des Grünen Hahns helfen Ihnen, alle relevanten Zahlen, Daten und Fakten zu den direkten und indirekten Umweltauswirkungen zu erfassen. Die Basis der Bestandsaufnahmen bilden die Umweltaspekte:

  • Heizenergie
  • Strom
  • Wasser/Abwasser
  • Abfall
  • Lärm
  • Außenanlagen
  • Sicherheit
  • Beschaffung / Dienstleistungen
  • Indirekte Umweltauswirkungen (Kommunikation, Bildung)
  • Kontext und Anspruchsgruppen

Zur Datenerfassung gehört auch eine ausführliche Begehung aller Gebäude. Erkenntnisse aus der Begehung sollten protokolliert und später in die Checklisten übertragen werden. Sollten sich hieraus Erkenntnisse ergeben, die Sie sofort in Maßnahmen umsetzen müssen oder wollen, beispielsweise wegen Unfallgefahr oder offensichtlicher Energieverschwendung, vermerken Sie diese in der Liste der Sofortmaßnahmen.

Das Grüne Datenkonto

Unter www.gruenes-datenkonto.de finden Sie eine kirchliche Plattform, auf der Sie alle relevanten Daten Ihres UMS erfassen, auswerten und fortschreiben können. Alle Funktionen des Grünen Datenkontos sind nur registrierten Personen zugänglich. Verbrauchsdaten wie z.B. Strom, Wärme, Wasser und Bezugsgrößen wie z.B. Flächen, Nutzungen und Statistikdaten können von verschiedenen Akteuren arbeitsteilig, aber einheitlich erfasst werden. Umrechnungs- und Emissionsfaktoren für Verbrauchswerte und Klimafaktoren des Deutschen Wetterdienstes werden in den Auswertungen für Grafiken, Tabellen, Berichte und Kennzahlentabellen berücksichtigt.

Ziele und Maßnahmen für den Aufbau Ihres UMS, für Ihr Umweltprogramm und für die Erhaltung des Systems nach der Erst-Validierung können Sie ebenfalls im Grünen Datenkonto dokumentieren.

Kennzahlentabellen

Eine Tabelle der abgeleiteten Kennzahlen können Sie sowohl für einzelne Gebäude als auch für die gesamte Gemeinde aus dem Grünen Datenkonto abrufen. Sie ist für die externe Validierung ein zentrales Dokument, um die Entwicklung des UMS zu beurteilen. Außerdem ist ein Vergleich mit Kennzahlen anderer Kirchengemeinden möglich.

Kernindikatoren

Im Umweltbericht sind die Kernindikatoren für drei Jahre besonders auszuweisen:

  • Energieeffizienz Wärme + Strom
  • Anteil der erneuerbaren Energien
  • Wasser
  • Materialeffizienz (z.B. Papierverbrauch)
  • Abfall
  • Biologische Vielfalt (z.B. Flächenversiegelung)
  • Emissionen (CO2 und weitere Schadstoffe)

Kontext der Organisation

Das kreis- und landeskirchliche Umfeld, in dem die Arbeit einer Kirchengemeinde stattfindet, hat z.T. erheblichen Einfluss auf die Ausgestaltung und den Erfolg des Umweltmanagements. Aus diesem Grund müssen kirchliche Einrichtungen mit dem Grünen Hahn ein Verständnis für ihren Kontext entwickeln und die Erkenntnisse für die Weiterentwicklung ihres UMS nutzen.

Analyse der Anspruchsgruppen

Gemeint sind Parteien und Gruppierungen, die an der Arbeit der Kirchengemeinde in irgendeiner Weise interessiert sind, sie werden auch „Stakeholder“ genannt. Die systematische Erfassung dieser Gruppen und die Berücksichtigung ihrer Erwartungen im Rahmen des UMS fördern gegenseitiges Verständnis und Vertrauen und können so helfen, Konflikte zu vermeiden.

Bewertung und Protokoll der Umweltbestandsaufnahme

Einer der wichtigsten Schritte im UMS ist die Bewertung der erfassten Umweltaspekte. Daraus entwickeln Sie im nächsten Schritt die Umweltziele und Maßnahmen für Ihr Umweltprogramm. Hilfreiche Fragen für die Bewertung können sein:

  • Wo bestehen Datenlücken?
  • Wie entwickelt sich der Verbrauch von Gas, Strom und anderen Ressourcen – auch im Vergleich zu Durchschnittswerten?
  • Welche Verbrauchswerte erzeugen die höchsten Kosten?
  • Welche Stärken und Schwächen weisen die untersuchten Bereiche auf?
  • Gibt es Abweichungen zu gesetzlichen Vorgaben?
  • Welche positiven und welche negativen Umweltauswirkungen gehen von Ihrer Einrichtung aus?

Die Ergebnisse fassen Sie in einem Protokoll zusammen, dass später auch für den Umweltbericht genutzt wird. Denken Sie daran, in dem Bericht neben den direkten Umweltauswirkungen auch die indirekten zu dokumentieren und zu erläutern, welche positiven bzw. negativen Auswirkungen auf die Umwelt damit zusammenhängen.

Die Bewertung per Portfolioanalyse

Bei der Portfolioanalyse gewichten Sie die einzelnen Umweltaspekte bezüglich ihrer ökonomischen und ökologischen Relevanz und bilden sie in einem Bewertungsraster ab. Alle Gründe, die zur Einstufung geführt haben, werden in dem Protokoll festgehalten. Bei dieser Bewertung finden Sie ggf. bereits Anregungen für konkrete Aktionen, die Sie in einem Ideenspeicher festgehalten.

Chancen und Risiken

Von Organisationen mit dem Grünen Hahn wird erwartet, dass sie die Chancen und Risiken bewerten, die sich aus dem Zusammenhang mit den Umweltaspekten sowie der Umfeld- und Stakeholderanalyse zusammenhängen. So können förderliche und nachteilige Auswirkungen frühzeitig erkannt und jeweils entsprechende Maßnahmen geplant werden.

Recht und Sicherheit

Im Rahmen eines gültigen UMS müssen Sie sicherstellen, dass Ihre Kirchengemeinde alle relevanten Rechts- und Sicherheitsvorschriften beachtet. Das gewährleistet Rechtssicherheit für das Presbyterium als Leitungsgremium. Hierzu gehören alle Aspekte von:

  • Arbeitssicherheit
  • Brandschutz
  • Verkehrssicherung
  • Umweltgefährdung

Dabei unterstützt Sie der Rechtscheck, der ein Teil des Rechtskatasters ist, das Ihnen jährlich vom Projektbüro der Landeskirche bereitgestellt wird. Sie ergänzen individuell die Satzungen Ihrer Stadt/Kommune (Winterdienst, Baumschutz, Straßenreinigung, etc.).

Ihre Dokumentation

  • Protokoll der Umweltbestandsaufnahme
  • Kennzahlentabelle (mit Kernindikatoren)
  • Bewertung der Bestandsaufnahmen (Portfolioanalyse)
  • Protokoll der Fachkraft für Arbeitssicherheit
  • Rechtskataster und Rechtscheck
  • Gefahrstoffkataster und Sicherheitsdatenblätter
  • ausgefüllte Checklisten
  • Liste der Sofortmaßnahmen
  • Ideenspeicher
  • Mitarbeitendenbefragung
  • Lieferantenbefragung
  • Verbrauchsrechnungen
  • Kontextanalyse
  • Analyse der Anspruchsgruppen
  • Beschreibung der Chancen und Risiken